Spiel mir das Lied vom Wischmopp

Mit Humor zum Showdown

Witzig, einfalls- und temporeich: Gelungene Westernparodie mit „Spiel mir das Lied vom Wischmopp“ vom Theaterverein Wattenberg

Wer kennt nicht Sergio Leones eindringlichen Western „Spiel mir das Lied vom Tod“ , in welchem Charles Bronson Ennio Morricones dramatische Rächermelodie auf der Mundharmonika bläst? Die Autorin Christine Steinwasser hat die grausame Story in eine Parodie verwandelt, in der es zwar auch ernst, aber abgemildert und lustig zugehen darf. Der reiche Rancher John Slaugther drangsaliert die Salonbesitzerin Josefine Baxter und die Rancherin Theresa Baxter, ein reisendes tiroler Duo aus Vater & Tochter landet mittellos in der Bar und erhält eine Stelle als Hausmeisterpaar. Die Kuh Violet als Banksicherheit der Baxters wird von Slaughter gestohlen und dann Theresas Tochter entführt, ein Konkurs scheint unausweichlich.
Nun soll der Tiroler verkleidet als rächender Zorro auftreten und der ehemalige Handlanger des Ranchers,  Weasel, seinen Boss zum Duell herausfordern. Aber der Wischmopp erledigt das besser, die Gerechtigkeit siegt, die feige Sheriffin waltet nun endlich ihres Amtes.
In 3 Akten mit gastronomisch betreuten Pausen setzt Spielleiterin Barbara Haag – Erler mit den 13 Mitgliedern des Laienensembles temporeich die Story um, die einzelnen Sequenzen gekonnt stimmungsvoll begleiten Hannes Erlers Ziehorgel bzw.
Mundharmonika mit Originalkompositionen Ennio Morricones. Das Risko der Regie, fünf Debutrollen zu vergeben, ist erfolgreich verlaufen, die zwei Mädeln Nina Heumader & Emilia Trescher als Töchter Annabell & Isabell glänzen in ihrer frischen Natürlichkeit, Jacqueline Lepschi  lieferte schon eine sichere Figur als Zoe Baxter, Gottfried Geissler mutierte quasi zum Publikumsliebling als etwas beschränkter Weasel, auch Barbara Pittl konnte sich als dessen Tochter Tess schon recht überzeugend vorstellen. Bis auf die zwei nach Texas versprengten Tiroler  bemühten sich alle, das Stück (beinahe) hochsprachlich umzusetzen, was naturgemäß nicht ohne Holprigkeiten und gestelzter Diktion ablief, aber unbedingt zum Lernmodul „Bühnensprache“ dazugehört. Daher kein Beinbruch, sondern Lob und Ermutigung, dass man Neuland betritt.  Die Salonchefin Josefine wird von Daniela stilvoll und glaubwürdig in Szene gesetzt (und woher hat die die tollen Kostüme?), Dieter Farbmacher ist ein authentischer Hausmeister Alfons Moosbrugger, auf Augenhöhe dazu Verena Woisetschläger, sympathisch und lebendig als dessen Tochter Franziska. Slaughter wird wuchtig und mitleidlos von Tom Bachler in Szene gesetzt, Katharine Huber ist die wetterwendige Freundin des Ranchers, Miss Cassandra. Claudia Bachmann verkörpert die opportunistische Sheriffin Marie.
Eine besondere komödiantisch hervorragend gelungene Figur liefert Martin Erler als gespenstisch – gieriger Totengräber Mr. Bones. Sieglinde Heumader kommentiert als Country – Sängerin das Geschehen und schafft dabei eine stimmungsvolle Brücke zum Publikum. Ein wirkungsvoller, formal überzeugender Bühnenbau, Maske, Kleidung und Tom –Dooley – Melodien bedienen natürlich alle Westernklischees, aber das sollte hier auch so sein, sogar Vereinsküche und Service ordneten sich dem Westernmotto unter mit Cowboyhut, Texasstiefeln, Burgers, Chilli con & sine carne und verdienten mit dem ganzen Ensemble einen langen, verdienten Applaus. 

Peter Teyml, Hall & Wattenberg